Wenn es Frühjahr wird, drängt es Familien natürlich wieder vermehrt nach draußen, auf Ausflüge und an die frische Luft. Wobei da ja immer gesund ist, für groß und klein. Bevor es zum Spaziergang mit Kinderwagen oder Buggy geht, steht meist eine Fahrt mit dem Pkw an. Und da sind Autositze Pflicht. Zum Glück unterliegen alle Sitze gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Und der ADAC testet viele Modelle noch einmal in seiner Crashtestanlage. Wie aber funktioniert so eine Anlage eigentlich …
Eine Crashtestanlage zum Test der Sicherheit von Kindersitzen ist eine hochentwickelte technische Einrichtung, die realistische Unfallszenarien simuliert, um die Schutzwirkung von Kindersitzen zu bewerten. Diese Tests sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Kindersitze den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen und Kinder im Falle eines Unfalls optimal geschützt werden.
Die Kernkomponente einer Crashtestanlage ist ein sogenannter Prüfschlitten, der mit hoher Präzision verschiedene Unfallarten nachbildet. Auf diesem Schlitten wird entweder eine Fahrzeugkarosserie oder eine standardisierte Testbank montiert.
Beispielsweise verwendet der ADAC seit 2020 eine fünf-türige Karosserie eines VW Polo VI für seine Tests. Diese simuliert realitätsnahe Bedingungen bei Frontal- und Seitenaufprallen, wobei die Belastungswerte der Kindersitze unter verschiedenen Szenarien gemessen werden.
Für Frontalaufpralltests wird ein Verzögerungspuls genutzt, der den Euro NCAP Front-Offset-Crash nachbildet. Hierbei wird ein Unfall bei einer Geschwindigkeit von 64 km/h simuliert. Seitenaufpralltests hingegen erfolgen bei 50 km/h und orientieren sich an der UN-Regelung 129 (i-Size-Norm). Dabei dringt eine Fahrzeugtür in die Testbank ein, um die Belastung auf den Sitz und das Kind zu messen.
Der ADAC teste übrigens mit Anforderungen, die über die der gesetzlichen Zulassungskriterien hinausgehen. Dadurch werden Hersteller dazu angeregt, ihre Sicherheitsleistungen stetig über das ausreichende Basismaß hinaus zu verbessern.
Testmethodik und Bewertungskriterien
Die Crashtests verwenden spezielle Dummys, die Kinder unterschiedlichen Alters und Gewichts repräsentieren. Diese Crashtest-Dummys sind mit Sensoren ausgestattet, die präzise Daten zu Kräften und Bewegungen während des Aufpralls liefern.
Die Tests von Kindersitzen umfassen zudem mehrere Aspekte:
- Sicherheitsprüfung: Hier wird untersucht, wie gut der Sitz das Kind beim Frontal- und Seitenaufprall schützt. Faktoren wie Kopf-, Nacken- und Brustbelastungen werden gemessen.
- Bedienung und Ergonomie: Neben der Sicherheit spielt auch die Handhabung des Sitzes eine Rolle. Kriterien wie Gurtverlauf, Größenanpassung und Fehlbedienungsgefahr werden bewertet.
- Schadstoffprüfung: Alle Materialien, mit denen das Kind in Kontakt kommt, werden auf Schadstoffe wie Phthalate oder Schwermetalle untersucht.
Die Ergebnisse dieser Tests fließen in eine Gesamtbewertung ein, wobei Sicherheitsaspekte am stärksten gewichtet werden (40 Prozent für Frontalaufprallschutz und 40 Prozent für Seitenaufprallschutz).
Realitätsnahe Unfallnachbildung
Ein zentraler Aspekt moderner Crashtests ist die Nachbildung realistischer Unfallgeschehen. Während gesetzliche Mindestanforderungen oft weniger strenge Bedingungen vorsehen, gehen unabhängige Organisationen wie der ADAC oder Stiftung Warentest darüber hinaus.
Sie testen beispielsweise mit höheren Geschwindigkeiten oder schwereren Dummys als gesetzlich vorgeschrieben. Dies ermöglicht eine genauere Einschätzung der tatsächlichen Sicherheit eines Kindersitzes im Straßenverkehr.
Weiterentwicklung durch Crashtests
Die Ergebnisse solcher Tests haben nicht nur Einfluss auf Kaufentscheidungen von Verbrauchern, sondern auch auf die Weiterentwicklung von Kindersitzen durch die Hersteller. Schwachstellen wie unzureichende Befestigungen oder fehlerhafte Konstruktionen können identifiziert und behoben werden.
Einige Hersteller reagieren auf schlechte Testergebnisse sogar mit Rückrufaktionen oder Produktverbesserungen, um die Sicherheit ihrer Produkte zu gewährleisten.
Zusammenfassend spielen Crashtestanlagen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Sicherheit von Kindersitzen. Durch realitätsnahe Simulationen und strenge Prüfmethoden tragen sie dazu bei, dass Kinder im Straßenverkehr bestmöglich geschützt sind.